Was ist Polyneuropathie und wie lässt sie sich behandeln?
Polyneuropathie äußert sich typischerweise durch ein Brennen, Kribbeln oder durch Taubheitsgefühle, die sich zunächst an den Füßen und Beinen bemerkbar machen.
Als mögliche Auslöser sind zahlreiche Ursachen bekannt. Unser Beitrag möchte Sie darüber informieren, was genau unter einer Polyneuropathie zu verstehen ist und wie sie sich – auch im Hinblick auf die Physiotherapie – behandeln lässt.
Was genau ist Polyneuropathie?
Bei der Polyneuropathie handelt es sich um eine Gruppe von Erkrankungen, die das periphere Nervensystem betreffen, also alle Nervenbahnen, die außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks liegen. Der Wortteil „Poly“ besagt, dass nicht nur ein singulärer Nerv geschädigt ist, sondern mehrere bzw. ein ganzes Netz von Nervenstrukturen.
Die Störungen haben ihren Ursprung in den langen Nervenbahnen, die unsere Muskeln, Organe und die Haut mit dem Gehirn verknüpfen. Sind diese Nerven geschädigt, funktioniert die Informationsübertragung zwischen Körper sowie Gehirn und Rückenmark nicht mehr richtig. Im Laufe der Zeit werden die meist in den Zehen beginnenden Beschwerden immer stärker und können sich bis in die Körpermitte ausdehnen.
Je nach Art der Nervenstörung unterscheiden sich die Symptome und Beschwerden. Einige entstehen durch den Ausfall von Nervenbahnen, andere wiederum durch eine Überreaktion der Nerven.
Die häufigsten Ursachen der Polyneuropathie
Unter den bekannten neurologischen Krankheiten gehört die Polyneuropathie zu den am meisten verbreiteten. Die beiden wichtigsten Ursachen sind Spätfolgen von Diabetes mellitus sowie langjähriger Alkoholmissbrauch. Hinzu kommen starker Vitaminmangel (vor allem Vitamin B12), Autoimmunerkrankungen, Infektionen, genetische Faktoren und Nebenwirkungen, die durch Medikamente ausgelöst wurden. Sie alle können das Innere oder die äußeren Hüllen der Nerven beschädigen und auf diese Weise eine Polyneuropathie auslösen.
Trotz einer fortschrittlichen Diagnostik ist die Ursache in zahlreichen Fällen nicht eindeutig erkennbar. Man spricht dann von einer idiopathischen Neuropathie, bei der durch Ärzte und Ärztinnen nur die Symptome behandelt werden können. Grundsätzlich und unabhängig von der Ursache gilt für eine erfolgreiche Therapie jedoch: Je früher eine Polyneuropathie erkannt wird, desto höher sind die Chancen für einen Behandlungserfolg.
Behandlung der Polyneuropathie
Die Therapiemöglichkeiten einer Polyneuropathie sollten sich nach ihrer Ursache richten. Sind Schäden an den Nervenbahnen durch eine andere Grunderkrankung entstanden, muss letztere zuerst behandelt werden. Das gilt beispielsweise für Diabetes mellitus. Hier ist eine konsequente Einstellung des Blutzuckerspiegels entscheidend. Je besser die langfristige Einstellung der Werte ist, desto eher lässt sich die Nervenschädigung aufhalten.
Liegt eine Polyneuropathie auf Grund von Alkoholmissbrauch vor, müssen betroffene Patienten völlig auf Alkohol verzichten, wenn eine Behandlung erfolgreich sein soll. Ein Verzicht ist aber auch grundsätzlich angeraten, selbst wenn die Nervenschäden eine andere Ursache haben.
Neben fachmedizinischen Maßnahmen wie der Blutzuckereinstellung kann auch die Physiotherapie eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung einer Polyneuropathie spielen, um die Lebensqualität zu verbessern und funktionelle Einschränkungen abzuschwächen. Je nach den Symptomen sind folgende Ansätze sinnvoll:
- Schmerztherapie zur Linderung polyneuropathischer Schmerzzustände, zum Beispiel durch physikalische Methoden wie der Elektrotherapie (TENS) sowie durch Wärme- und Kälteanwendungen
- Kraft- und Ausdauertraining zur Stärkung betroffener Muskelpartien (vor allem in den Beinen und Armen) für eine verbesserte Stabilität und Mobilität
- Gleichgewichts- und Koordinationstraining für eine Förderung der Bewegungskoordination und der Balance
- Dehn- und Mobilisationsübungen zur Erhaltung und Verbesserung der Beweglichkeit der Gelenke sowie zur Reduktion muskulärer Verspannungen
- Sensomotorisches Training zur Optimierung sensorischer Wahrnehmungen und motorischer Reaktionen
- Schulungen der Patienten und Alltagstraining zur Förderung des Selbstmanagements im Alltag und einem erleichterten Umgang mit der Krankheit
Zusätzliche Hinweise zur Therapie
Die Behandlung der Polyneuropathie muss immer an die spezifischen Beschwerden des Patienten und den individuellen Schweregrad angepasst werden. In der Regel ist zudem eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Physiotherapeuten, Fachärzten, Ergotherapeuten und eventuell anderen Fachdisziplinen erforderlich, damit sowohl die Ursache als auch die Symptome optimal behandelt werden können. Mitentscheidend für einen Therapieerfolg ist auch, dass sämtliche Maßnahmen und Übungen regelmäßig und kontinuierlich durchgeführt werden.
Wenn Sie mehr Details über Polyneuropathie und die Möglichkeiten der Physiotherapie in diesem Zusammenhang erfahren möchten, besuchen Sie uns in unserer Praxis für ein ausführliches Gespräch.