Tinnitus:

Neues Behandlungskonzept – Was bedeutet Tinnitus wörtlich übersetzt?

Gerd Petratschek: Der Begriff Tinnitus leitet sich von dem lateinischen Wort „tinnire“ ab, welches mit „klingeln“ übersetzt werden kann. Die Art der Geräusche ist sehr unterschiedlich und kann sich in Form von Rauschen,  Zischen, Knarren oder Summen in unterschiedlicher Lautstärke bemerkbar machen.

Wie entsteht ein Tinnitus und welche Faktoren können ihn auslösen?

Gerd Petratschek: Vermutlich spielt ein heruntergefahrenes Energieangebot im Innenohr eine ursächliche Rolle.  Der weltweit bekannte Zellforscher Dr. Heinrich Kremer aus Barcelona hat in 20 Jahren Forschung die letzten Rätsel um die zelluläre Energiegewinnung wohl gelöst und sieht die Ursache von chronischen Erkrankungen in einer verminderten Funktion der Energiezentrale in jeder Zelle, den Mitochondrien. Eine plausible These ist, dass ein heruntergefahrenes Energieangebot im Innenohr die entscheidende Rolle spielt. Der für alle Stoffwechselvorgänge nötige Energiebotenstoff ATP (Adenosintriphosphat) wird nicht ausreichend gebildet und die verminderte Hörleistung kompensiert das Hörzentrum in der Großhirnrinde durch eine erhöhte Sensibilität. Dieses kann als eine Art Rückkopplungsgeräusch das Ohrgeräusch verursachen. Da aber nicht jeder mit verminderter Hörleistung einen Tinnitus entwickelt, gibt es noch eine große Anzahl sekundärer Auslöser, wie z.  B. Probleme mit der Halswirbelsäule, Kiefergelenkarthrosen und Fehlstellungen, psychischer Dauerstress, gehörschädigende Medikamente, Tumore im Ohr, Mittelohrentzündungen, erhöhter Blutdruck, Blutarmut und in seltenen Fällen eine Durchblutungsstörung.

Wie sehen die Behandlungsmöglichkeiten des Tinnitus aus?

Gerd Petratschek: Schulmedizinisch gesehen gilt ein mehr als drei Monate andauernder Tinnitus als unheilbar.  Den über drei Millionen betroffenen Bürgern in Deutschland steht dann die breite Palette von Antidepressiva, Beruhigungsmitteln und Schlaftabletten zur Verfügung.

Sehen Sie den Tinnitus ebenfalls als untherapierbares Schicksal?

Gerd Petratschek: Die Erfahrung hat gezeigt, dass dem nicht so ist. Bei vielen hundert Betroffenen konnte in den meisten Fällen zumindest eine Minimierung der zum Teil penetranten Geräuschkulisse erreicht werden.

Welche Therapien kommen zum Einsatz?

Gerd Petratschek: Je nach Ursache des Tinnitus kommen die pulsierende Lasertherapie, Magnetfeldtherapie, die intravenöse Sauerstofftherapie, die Akupunktur und die Neuraltherapie (kleine Mengen eines lokalen Betäubungsmittels werden an bestimmte Punkte gespritzt) zum Einsatz. Da mich persönlich die Misserfolge in der Praxis unzufrieden machten, möchte ich meinem Bielefelder Kollegen Ralf Wiegand für sein neu entwickeltes Tinnitus-Behandlungskonzept danken. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen spielen Mitochondrienschäden (gesunde Mitochondrien stellen den Energiebotenstoff ATP her) im Hörnerv und Glutamatanreicherung im Innenohr und Hörzentrum beim Tinnitus die tragende Rolle. Glutamat ist ein Neurotransmitter, der in zu hoher Anreicherung die Zellen dauererregt und schädigt.

Wie sieht dieses neue Behandlungskonzept aus?

Gerd Petratschek: Die Patienten werden in relaxter Rückenlage über die Ohren an ein neu entwickeltes Gerät angeschlossen, welches sogenannte Hochfrequenzen (4.000 bis 32.000 Hertz) durch die Innenohre und das zentrale Nervensystem sendet. Der Patient spürt dieses als angenehmes Kribbeln. Diese Frequenzen erhöhen das Energieangebot im Innenohr und Hörzentrum und synchronisieren beide Ohren und das Gehirn. Gleichzeitig werden spezielle pulsierende Frequenzen eingeschleust, die die Zellmembrane quasi massieren und dafür sorgen, dass die zeitgleich durchgeführte Vitalstoffinfusion optimal von den erschöpften Innenohrzellen resorbiert wird. Ferner werden auch Störungen am Bewegungsapparat im Bereich des Kiefers und der Halswirbelsäule diskutiert. Hier haben sich Behandlungstechniken aus dem Bereich der Osteopathie als Unterstützung sehr bewährt.